Udo Jürgens – Irrfahrt mit Rettungswagen?

Ich bin kein Freund von Verschwörungstheorien. Mitunter stelle ich mir jedoch kritische Fragen. Der Tod von Udo Jürgens ist für mich als langjährigem Fan noch immer unfassbar. Erst recht aufgrund der Tatsache, dass dieser so plötzlich und unerwartet kam. Ich möchte mich gar nicht in die Schlagzeilen einreihen, die mitunter seltsame Stilblüten mit sich bringen. Etwa “Wie gefährlich ist Rührei mit Speck?“. Auch der bereits herauf beschworene “wüste Streit ums Erbe” wird hoffentlich vermieden werden, da ein solcher dem Gedenken von Udo Jürgens einfach nicht würdig wäre.

Aber dennoch machte mich eine Zeile aus Udo Jürgens’ Chauffeur: “Er starb in meinen Armen” stutzig. Dort ist zu lesen, dass der Rettungswagen von Gottlieben durch Kreuzlingen und Bottighofen nach Münsterlingen gefahren sei. Nun habe ich mir diese Strecke bei Google Maps mal genauer angesehen:

gottlieben-muensterlingen

Wie zu sehen liegt, ist sowohl Kreuzlingen näher an Gottlieben, als auch Konstanz. Zwar hätte der Rettungswagen kurz die Grenze passieren müssen, aber das sollte doch eigentlich kein Problem mehr darstellen.

Besonders brisant wird die längere Fahrt, wenn man in Betracht zieht, dass es in Kreuzlingen (lt. Google Maps gerade 9 min entfernt) ein “Herz-Neuro-Zentrum Bodensee” gibt, eine auf Herzerkrankungen spezialisierte Klinik. Zum Klinikverbund gehört ebenfalls die Klinik Konstanz, ebenfalls als Herz-Zentrum Bodensee deklariert.

Das wirft die Frage auf, wieso Udo Jürgens in ein eher kleines, wenig spezialisiertes und wie ich es bezeichnen würde – Feld-Wald-und-Wiesen-Dorfkrankenhaus gebracht wurde? Aus eigener Erfahrung kenne ich derartige Krankenhäuser wie das Kantonsspital Münsterlingen. Sie decken die Grundversorgung in der näheren Umgebung ab, mehr jedoch nicht. In derartigen Krankenhäusern wird gestorben. Vielleicht kann man sich dort einen Gips für das gebrochene Bein anlegen lassen, aber das war es dann auch schon. Meine Erfahrung kann ich hier nicht genauer schildern, aber als in jüngster Zeit jemand aus meiner Familie einen Rettungseinsatz bedurfte, hat der Notarzt in diesem Fall alles richtig gemacht und – trotz längerer Strecke – die Klinik mit neurologischer Abteilung angesteuert anstatt das nächstgelegene Krankenhaus.

Umso unverständlicher erscheint die Entscheidung, Herrn Udo Jürgens in eine weiter entfernte Klinik einliefern zu lassen, die zur Abdeckung der Grundversorgung dient, anstatt zu einer näher gelegenen Spezialklinik. In der Haut des entscheidenden Notarztes möchte ich jedenfalls nicht stecken.

Um es nochmal zu verdeutlichen: Ich bedauere den Tod von Udo Jürgens sehr. Er war mir in meinem bisherigen Leben durch seine Lieder ein ständiger Begleiter und ich fasse es noch immer nicht, dass er einfach nicht mehr da ist. Und weitere Verschwörungstheorien überlasse ich auch gerne den etablierten Medien oder Heino-Fans.