#MeTwo für einen Freund
Vor kurzem berichtete ein Freund auf Facebook von seinen #MeTwo-Erfahrungen. Ich habe zugegebenermaßen eine eher kritische Haltung zu diesem Hashtag und somit auch dazu, dass das Wort “Rassismus” mittlerweile beinahe inflationär benutzt wird. Insbesondere dann, wenn ich beispielsweise auf Twitter Beispiele lese, die sich nach allem anhören, jedoch nicht nach Rassismus. Denn wenn alles Rassismus ist, wie lässt sich Rassismus noch unterscheiden zu beispielsweise Neugier oder Interesse an seinem Gegenüber? Umgekehrt – wenn man sich nicht mehr traut, einfache Fragen zu stellen und jedes Wort auf die Goldwaage legen muss, nur um nicht in den Verdacht zu kommen, sich rassistisch zu äußern, wo bleiben dann die Freiheiten einer individuellen Meinungsäußerung? Aber darum geht es hier gar nicht. Es geht um den Rassismus, der leider in jüngster Zeit tatsächlich wieder mehr Raum gewinnt. Und dazu ist meine Haltung klar – das darf nicht sein.
Die Fakten über den Vorfall:
- Derjenige lebt seit über 30 Jahren, d.h. fast seit seiner Geburt hier. Beispielsweise länger als ich, der nicht in Deutschland geboren ist.
- Er ist nicht nur integriert, er ist deutsch, er lebt deutsch.
- Er hat hier eine Familie gegründet, ein Haus gebaut, einen Baum gepflanzt usw.. All das, was mitunter als typisch deutsch gilt.
- Er spricht einwandfreies Deutsch.
- Er beherrscht schriftlich die deutsche Sprache besser als mindestens 50% derjenigen, die nicht aus einem Migrationsumfeld stammen.
- Er arbeitet selbstverständlich legal für sein Geld, zahlt hierzulande Steuern, hat sich eine Existenz aufgebaut, liegt niemandem auf der Tasche, im Gegenteil, zählt sogar zu den Gutverdienern.
- Er ist bestens vernetzt in deutschem und internationalem Umfeld.
- Er ist dunkelhäutig.
- Er wurde in übelster Weise bei einem Familienausflug rassistisch beschimpft.
Noch waren es “nur” Worte, aber ich will hier gar nichts relativieren. Denn das ist einfach nur widerwärtig. Hier ist genau dieses Wort angebracht.
Und das kotzt mich so richtig an! Fast schon mehr, als ich es hier schreiben kann.
Es ist leider so, dass sich der Ton verschärft, die Stimmung in Deutschland insgesamt verschlechtert hat. Die Gründe dafür sind ebenfalls leider nicht binnen fünf Minuten zu diskutieren, und erst recht können die aktuellen Probleme nicht von heute auf morgen gelöst werden.
Dennoch behaupte ich, dass nicht die Deutschen im Allgemeinen nun rassistische Hitler-Verehrer sind, genauso wenig sind alle Schwarzen oder Dunkelhäutigen messerschwingende Ungeheuer oder alle Muslime religiöse, bombengürteltragende Fanatiker. Aber es darf auch nicht verschwiegen werden, dass es in gewissem Ausmaß Arschlöcher, respektive Verbrecher und diverse Unholde gibt. Und zwar auf allen Seiten, recht wie links, hell wie dunkel, ob religiös oder atheistischer Natur. Und es gibt dumme Menschen. Einfach nur eklatant dumme Vollidioten. Die Fakten und sämtliche Logik sprechen gegen sie, aber sie merken es nicht.
Und genau wie es das Grundgesetz in Artikel 3, Absatz 3 sagt: “Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.”
Leider herrscht meines Erachtens eine gewisse Diskrepanz zwischen dem, was im Gesetz, dabei meine ich nicht nur das Grundgesetz, steht, und dem, was in der letzten Zeit daraus interpretiert wurde. Und dann waren da noch die Medien, die meiner Auffassung nach nur einem dienen – Sicherstellung ihrer eigenen Existenz, Steigerung der Auflage, Erhöhung der Reichweite bzw. Klickrate.
Und übrigens: Nicht alle Arschlöcher sind Rassisten. Aber alle Rassisten sind Arschlöcher.